Nachttauchen an sich ist schon ein Erlebnis. Das Filmen eines solchen Tauchganges stellt den Taucher aber noch vor einige Herausforderungen. Zum einen sollte man bei Nachttauchgängen noch mehr Sorgfalt und Konzentration walten lassen als es so schon beim Tauchen erforderlich ist. Zum anderen verlangen die extremen Lichverhältnisse bei einem Nachttauchgang zum Umdenken beim Videofilmen.
Ganz wichtig:Der Spruch "Viel Licht hilft viel" ist hier FALSCH !
Der Grund dafür ist ganz einfach. Durch den dunklen, meist schwarzen Hintergrund entstehen enorme Kontraste zwischen gefilmten Objekt und der Umgebung. Der Zuschauer hat den Eindruck man taucht vor einer schwarzen Wand. Doch es gibt noch ein viel größeres Problem.
Schwebeteilchen
Jeder Videofilmer der schon einmal Nachts im Wasser war kennt das Problem. Das Wasser ist eher eine graue Suppe als klares dunkles Wasser. Warum eigentlich?
Die Kameras versuchen natürlich den dunklen Hintergrund so hell wie möglich darzustellen was oftmals die Kamera an die Grenzen Ihrer Technik bringt. So entsteht ein grauer und kein schwarzer Hintergrund. Dieser Effekt wird verstärkt sobald Schwebeteilchen oder Plankton im Wasser sind.
Hier ist der entscheidende Faktor der Winkel zwischen Kameraobjektiv und Lampenkopf.
Ist dieser sehr klein wird das Schwebeteilchen sozusagen von vorn angeleuchtet und reflektiert das Licht in die Kamera zurück. Geschieht dies eher seitlich erscheint auch das Schwebeteilchen nicht mehr so deutlich, im Idealfall gar nicht mehr.
Aus diesem Grund ist die einfach sinnvolle Lösung die Lampenköpfe möglichst weit weg von der Objektivachse anbringen.
Da dies jedoch in der Praxis meist nicht so einfach möglich ist, versuche ich bei Nachttauchgängen einen Lampenkopf in die Hand zu nehmen und mir dadurch den Lichtwinkel immer selbst einzustellen. Der 2. Lampenkopf bleibt aus, 35 Watt Licht reichen oftmals völlig aus!
Problem "Hotspots"
Als "Hotspots" bezeichnet man überhelle Bereiche welche vor allem durch eine punktuelle Ausleuchtung bei einem sehr dunklen Hintergrund entstehen. Das Bild rechts zeigt einen Kraken auf der Flucht über Sandgrund. Hier ist eindeutig der helle Ausleuchtungsbereich zu sehen. Das einzige was hier Abhilfe schafft ist ein Flächenlicht. Deshalb unbedingt Punktstrahler bei Taucherlampen vermeiden wenn man diese zum Videofilmen benutzt!
Das linke Bild zeigt eine weitere Form des Hotspots, und zwar der Riffblock neben dem Kraken. Dieser ist durch den dunklen Hintergrund so hell das man darauf gar keine Struktur mehr erkennen kann. Hier sei jedoch gesagt das es immer noch besser ist den Hotspot zu verlagern als ihn auf dem Bildwichtigen Objekt, also dem Kraken zu haben. Abhilfe könnte hier wiederum ein Flächenlicht schaffen, oder die Kamera, sofern möglich, auf etwas dunkler einstellen.
Gegenlicht / Bildgestaltung
Bei einem Nachttauchgang hat man sicher mit dem Problem Gegenlicht wenig zu kämpfen. Der Hintergrund ist meist dunkel, das Objekt gut ausgeleuchtet. Jedoch ist gerade bei Nacht- und Dämmerungstauchgängen die Bildgestaltung mittels Gegenlicht sehr gut möglich. Hierzu braucht man aber auf jeden Fall einen Tauchpartner der als Darsteller fungiert.
Seine Taucherlampe sollte etwa in einem 30-Grad-Winkel zur Videokamera leuchten, dies gibt spektakuläre Blendeffekte. Vor allem dann wenn der Bildhintergrund nicht sehr aussagekräftig ist kann man dem Bild eine sehr schöne Tiefe und Inhalt geben.
Jedoch Achtung: Sollte der Blendefekt die Kamera in Ihrer Belichtungseinstellung beeinflussen muss auf jeden Fall mit einer Gegenlichtsperre gearbeitet werden! Kurzzeitig, beispielsweise bei einer Drehung des Darstellers, kann es auch Überbelichtungen geben. Das ist aber nicht weiter schlimm, hilft eher ein wenig Dramatik in den Film zu bringen.
Alternativen zu einem Nachttauchgang
Nun O.K., Nachttauchgang bleibt Nachttauchgang! Jedoch für einen Videofilmer kann durchaus ein Dämmerungstauchgang eine sinnvolle Alternative sein. Der entscheidende Vorteil ist der noch vorhandene Anteil an Licht im Hintergrund. Man kann so das "Absaufen" der Bilder ins Schwarz verhindern und eine tolle Farbstimmung erzeugen.
Das Bild rechts zeigt einen Kraken am Riff bei einem Dämmerungstauchgang. Das tiefe Blau im Bildhintergrund wirkt harmonischer zu den jetzt satten Farben, welche durch den Einsatz von Kunstlicht entstehen. Man kann auch Dämmerungsbilder verstärken indem man die Belichtungssperre einsetzt und "dunkler filmt" als es die Kamera mit der Automatik machen würde. So wird der Effekt der hereinbrechenden Dunkelheit verstärkt.
Ein großer Vorteil solcher Dämmerungstauchgänge ist auch, das gerade um diese Zeit viele Bewohner des Riffs auf Beutezug gehen und man so teilweise seltene Tiere vor die Kamera bekommt! Jedoch einen Nachteil hat es auch. Um diese Zeit haben sich in tropischen Riffen die Korallenpolypen noch nicht geöffnet, dies geschieht erst bei völliger Dunkelheit. Es lassen sich aber durchaus Dämmerungsbilder mit Nachtbildern kombinieren, vorrausgesetzt die Nachtbilder sind Nahaufnahmen oder Aufnahmen auf denen kein schwarzer Hintergrund zu sehen ist.
Ein Tutorial von Dennis Spiegel
Bildmaterial:Ägypten - Nachttauchgang - Tauchsafari MY Icebird
Malediven - Velidhu - Dämmerungstauchgang - Maaya Thila / Haafza Thila
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