Endlich ruhiger Boden unter meinen Füßen! Zwanzig Stunden Anreise hatte ich mir nicht so anstrengend vorgestellt!
Mit Malaysia Airlines ab Wien, Umsteigen in Kuala Lumpur, Zwischenlandung mit Verlassen des Jets in Borneo, dann nach Manila. Eine abenteuerliche dreistündige Fahrt auf dem mit Wochenendausflüglern total überfüllten Highway nach Batangas, hier gilt: wer nachgibt, hat verloren (die Autobahn hat drei Spuren, gefahren wird jedoch auch auf dem Pannenstreifen, und der breite Grünstreifen in der Mitte hat auch eine ausgefahrene Schlammspur auf der vorwiegend schwere LKWs durch die tiefen Schlaglöcher donnern. Die wenigen Stunden dösen im Flugzeug (von schlafen kann nicht die rede sein), machen uns zu schaffen. Es ist bereits dunkel, als unser typisch philippinisches Auslegerboot mit unserem Gepäck und diversen Einkäufen für die Tauchbasis beladen wird, und wir in Richtung Puerto Galera zur Insel Mindoro ablegen.
Angekommen in Sabang Beach sind es wenige Schritte zum Resort Garden of Eden, wo wir die nächsten drei Wochen unseren Tauchurlaub verbringen werden. Nach dem netten Empfang durch Christian, dem Resortleiter, der vollstes Verständnis für unsere Schlappheit hat, gibt es die Zimmerschlüssel und ein kühles Faßbier, welch ein Genuß!
Erst am nächsten Morgen können wir die tropische Umgebung, die gemauerten Bungalows mit Klimaanlage und die aus Holz auf Stelzen erbauten Unterkünfte, welche verstreut im großteils liebevoll bepflanztem und gepflegten Garten verstreut stehen inspizieren. Orchideen, Palmen, Bananenstauden, Ananas, und reichlich tropische Vegetation lassen die Umgebung erblühen. Vorne, am Resorteingang, befindet sich eine Bar wo kleine Snacks und Getränke serviert werden. Hier kann man Frühstücken und Kaffee zu den Krapfen der Strandverkäuferin ordern. Einige Liegestühle bieten Rastplätze zwischen den Tauchgängen an. Leider fehlt ein Swimmingpool (mittlerweile gibt es ein schönes Pool). Ein Baden od. Schnorcheln vor dem Resort am schmalen Strand zwischen den zahlreichen Bankas im nicht ganz so saubenren Wasser, würde mir nicht in den Sinn kommen. Unmittelbar anschließend ist die modern ausgestattete Cocktail Divers Tauchbasis, geführt von Petra und Chris, mit Spind für jeden Gast, genügend Platz zum Trocknen der Ausrüstung, vier Duschen und verschiedenen Spülbecken für die Ausrüstung. Die Basis ist mit 20 kompletten Leihausrüstungen und zwei Bauer Kompressoren ausgestattet. Ausreichend Platz für das Zusammenbauen und Warten der Ausrüstung ist vorhanden. Das angebotene Non-Limit Tauchen beinhaltet täglich drei Bootstauchgänge und Hausrifftauchgänge nach belieben. Zwei 12-Personen Boote stehen am schmalen Strand für die Ausfahrten zur Verfügung. Für Ganztagesausfahrten wird ein größeres Auslegerboot gechartert. Es werden Tauchkurse von der deutschen Resortleitung angeboten.
Auf der Halbinsel östlich von Puerto Galera befinden sich die Buchten Sabang Beach, wo wir untergebracht sind, Small La Laguna und Big La Laguna. Die Strände sind fast ausschließlich mit Tauchbasen, Restaurants und Diskotheken, verbaut. D.h. ein Baden am Strand ist eigentlich nur in der ca. 15 Gehminuten entfernten Bucht Big La Laguna ungestört möglich.
Diese ist auch die schönste Bucht. Einen traumhaften Blick hat man vom Cafe Restaurant Millers Corner. Die leicht gebogene Bucht mit dem breiten Sandstrand ist von üppigen Palmen gesäumt. Sie wird durch eine satt-rün bewaldete Landzunge begrenzt.
Der Ort Sabang Beach selbst ist touristisch gut erschlossen mit zahlreichen Restaurants und einigen Fast Food Snackbars, deren reger Gästewechsel das Fernsehhauptabendprogramm ersetzt und leckeres Essen zu moderaten Preisen bietet. Von der Terrasse des Eddie´s Restaurant aus, kann man gut den Strand und die an- und abfahrenden Boote, so wie die Fähre nach Batangas beobachten. Besonders hervorzuheben ist das Restaurant Tropicana. Der Besitzer Paul ist Österreicher und seit 15 Jahren in Sabang Beach. Er ist sehr stolz auf seinen französischen Koch, der herrliche Menüs zaubert. Das Tropicana wird noch dieses Jahr zu einer Piratenburg (Hotel) fertig ausgebaut und hat ein witziges Swimmingpool mit Poolbar. Das Luxusresort El Galleon, in Small La Laguna, hat eine hervorragende Küche und lädt ein, einen romantischen Abend zu verbringen. Ein Tourismusbüro bietet Ausflüge in die Umgebung an, einige kleine Supermärkte, Frisör, ein Thai Massagesaloon, Souveniergeschäfte und Diskotheken runden den Charakter des Dorfes ab. Die Bevölkerung ist freundlich, den Tauchgästen gegenüber sehr aufgeschlossen und manche sind besonders geschäftstüchtig. Wir sind in der Vorsaison, daher ist noch nicht viel los. Am Abend treffen wir Gäste aus unserem Resort in den verschiedenen Lokalen. Da bietet es sich doch an, ab und zu gemeinsam ein "Deko-Bierchen" zu trinken, und die Erlebnisse der Tauchgänge und Ausflüge auszutauschen.
Tauchplätze:
Am Tag nach unserer Ankunft checken wir bei der Tauchbasis ein, wo unser Logbuch und somit unsere Taucherfahrung erörtert wird. Ich entschließe mich einen Nullzeitcomputer auszuleihen, da ein Rechenbeispiel mit der Dekotabelle doch nicht so einfach ist, und ich im Urlaub frei von Tabellenstress sein möchte. Bei sonnigem Wetter machen wir unsere erste Bootsausfahrt in die Bucht vor Sabang Beach für den Check In Dive mit Chris. Bleimenge prüfen, abtauchen auf 5m, Maske ausblasen, Regler suchen, Octopusatmung aus dem Regler des Buddies, und ab geht es zum Hausriff. Wir kommen zu einem Flugzeugcockpit und einem Wrack auf 16m. In der Bucht befinden sich weitere Wracks wie das
Dungon Wreck und das besonders schöne
Laguna Wreck, wo wir einen schwarzen Anglerfisch, verschiedene Fischschwärme, und eine große Sepia sehen können.
Der Tauchgang am
Sabang Point ist ein mittelschneller Stömungstauchgang mit etwas schlechterer Sicht, er ist sehr toll, mit einer großen aufmüpfigen Seegurke, welche sich beim genaueren Betrachten aufstellt, als hätte sie eine Chance gegen die Eindringlinge. Unser Lieblingstauchplatz ist
Monkey Beach.
Hier, auf 15-20m ist eine sehr leichte Strömung Richtung Osten, und oberhalb von 15m eine sehr leichte Srömung nach Westen. Easy Dive vom Feinsten. So abwechslungsreich mit so vielen verschiedenen Meeresbewohnern, war bis jetzt noch keiner unserer Tauchgänge. Eine wunderschöne Weißmaulmuräne, Rotfeuerfische, Rotzahndrückerfische (die können wir nur hier sehen), sehr schöne Haarsterne Seesterne, verschiedene bunte Nacktschnecken, Büschelbarsche bewohnen Faßschwämme, gestreifte Schnepfenmesserfische , diese schwimmen sekrecht in Gruppen, Kugelfische, schöne Seescheiden und Röhrenwürmer und beim obligatorischen Dekostop 3 Minuten auf 5 Meter ein großes Feld mit riesigen Tischkorallen, hier sieht es utopisch aus.
Ernies Cave ist auf 27m Tiefe, und gegen eine leichte Strömung zu tauchen ist doch sehr anstrengend, aber Orangestreifendrückerfischen, Scorpionsfisch, und zum Schluß verfolgten wir eine schwimmende Sepia und bewundern ihr Farbenspiel. Sie wechselt ihre Farbe wie Lauflichter von Rot auf Blau und zurück um ihre Feinde zu verwirren. Wir sind begeistert!
Ein weiteres Highlight ist die
Sinandigan Wall. Die Bootsfahrt dauert etwa 25 Minuten und wir müssen bei etwas stärkerem Seegang abtauchen. Unter uns befindet sich eine senkrechte Wand, in den Farben Grün und Gelb bewachsen, welche uns bis auf 27m Tiefe führt. Hier ist neben dem beeindruckenden Bewuchs auch jede Menge Kleingetier in Form der verschiedensten bunten Schnecken anzutreffen. Zahllose Rifffische umschwirren uns. Ein Top-Tauchplatz. Zum Schluß gibt es noch Kugelfische und ich vermute einen Plattkopf.
Bei unseren Nachttauchgängen am
Sabang Wreck und bei unserem Lieblingstauchplatz Monkey Beach ist einiges los. Riffsepia (die mit den Warzen), div. Rotfeuerfische, Drachenköpfe, Krabben, Seespinnen (sehr schön), frei schwimmende Muränen, Seefedern mit geöffneten Armen, gelbe Spiralkorallen, knallrote Spanische Tänzerinnen, und in der Bucht ein riesiger schlafender Kugelfisch und winzige flying Seahorses machen das Tauchen zum besonderen Erlebnis.
Unsere einheimischen Tauchguides Leo, Randy, Litho und Obeth sind besonders nett und wir haben bei den Ausfahrten jede Menge Spaß. Sehr gut finde ich, daß alle Bootsmänner, welche sonst immer eine Stunde im Boot auf uns warten müssen, die Möglichkeit haben, einen OWD-Kurs zu absolvieren. Beim Zurückkommen, hatten sie sichtlich Freude an den Tauchgängen und strahlen übers ganze Gesicht, wenn sie an den faulen in der Sonne liegenden Gästen in voller Montur vorbeigehen. Somit verstehen sie leichter, warum so viele "Verrückte" ständig unter die Wasseroberfläche wollen.
Da wir, so toll die südostasiatische Unterwasserwelt auch ist, eher gemütliche Taucher sind, und nicht jeden Tag tauchen, erkunden wir auch das Hinterland.
Ausflüge:
Ein Ausflug führt uns mit einem typisch philippinischen "Jeepney", das sind liebevoll zu Bussen umgebaute amerikanische Geländefahrzeuge aus dem 2.Weltkrieg, zu den Tamaraw Waterfalls, weiter nach einem halbstündigen Fußmarsch zu einem Ort Namens Hidden Paradise. Hier, mitten im unberührten Tropenwald, kann man in einem romantischen Wasserfallbassin baden, während die philippinischen Begleiter, das mit einem Ochsenfuhrwerk, mitgebrachte Barbeque grillen und anrichten. Es gibt Hähnchen, Fleischspießchen, Fische, Reis, Kartoffeln, Obst und San Miguel Bier. So läßt es sich leben, und der Name dieses Ortes ist nicht zu Unrecht Hidden Paradise. Der Retourweg ist wieder ziemlich feucht, da wir einen Fluß zwei mal durchqueren müssen. Aber Monika und ich können mit dem Ochsenfuhrwerk relativ bequem zum Jeepney zurückfahren.
Bei der Heimfahrt halten wir an einer ca. 100 Meter langen Hängebrücke. Wir überqueren die schmale schwankende Brücke und gelangen nach einem kurzen Fußmarsch in ein Dorf der zu den Naturvölkern zählenden Mangyan. Diese leben vom Fischfang, Ackerbau und der Jagd. Das Dorf, und deren Bewohner, sind sehr arm. Auf dem Dorfplatz findet ein Basketballmatch statt, und der Platzsprecher heizt die Stimmung über Megafon an. Auf einer Anhöhe befindet sich eine Schule mit einer sehr netten Lehrerin. Als wir in Sichtweite sind, kommen alle Kinder heraus. Die Kinder sind sooo süüüß. Als ein Holländer die Videoaufnahmen der Kinder diesen auf dem Monitor zeigt, sind sie in heller Aufruhr. Wildes Gelächter bricht aus, und die vorerst schüchternen Kinder haben viel Spaß.
An einem anderen Tag, bei herrlichem Wetter machen wir mit einem gemieteten Auslegerboot eine Beach Tour zu einsamen Traumstränden. Unser Bootsmann Roli ist sehr verläßlich (im Gegensatz zu einem anderen, mit dem wir schlechte Erfahrungen machten). Er fährt uns der Küste entlang zu den schönsten Stränden zum Sonnenbaden und Schnorcheln. Auch von Souvenierverkäuferinnen werden wir reichlich bedient. Am Coral Garden Beach können wir feststellen daß El Nino auch die Pilippinen nicht verschont hat, und die ehemalige Korallenpracht in ca. 2 Metern Tiefe läßt sich nur noch erahnen. Der Fischreichtum ist aber erhalten. Am nächsten Strand, Halige Beach, wird gegrillt. Es gibt hervorragenden Parrotfisch mit Reisbeilage und Obst. Der Fisch wird vor dem Grillen nicht ausgenommen und ist somit sehr saftig und schmeckt hervorragend. Vorbei am White Beach, Coco Beach und durch die geschützte Bucht von Puerto Galera fahren wir zurück nach Sabang.
Wieder mit Roli unserem bewährten Bootsmann fahren wir diesmal nach Puerto Galera und lassen uns nach drei Stunden wieder abholen. Puerto Galera ist eine Hafenstadt und es geht viel geschäftiger zu als in Sabang Beach. Zahllose Jeepneys und motorisierte Dreiräder mit Ladefläche knattern die bunte Hauptstraße entlang. Wir gehen ins Dorf hinein, vorbei an einigen Geschäften, Souvenierläden, Supermärkten und Rice Dealern. Leider hat das Excavation Museum, neben der Kirche, heute Ruhetag. Wir schlendern weiter ins Dorf hinein, kaufen einige Andenken, halten die Eindrücke per Video fest, treffen zufällig Tauchguide Randy, der hier wohnt, und überlegen, wo wir Mittagessen könnten. Wir entscheiden uns zurück zum Hafen zu gehen, da es dort attraktiver ist, als in der lauten Mainstreet. Der Hafen besteht aus einer kurzen Strecke mit einigen Bars, Restaurants und Geschäften. Wir sitzen beim Lunch und blicken in die mit tropischen Wäldern umrahmte herrliche Bucht. Schon bald werden wir mit dem Auslegerboot wieder abgeholt.
TOP:
Nach diesen tollen Ausflügen und bei den Top-Tauchplätzen hat sich die lange Anreise auf jeden Fall gelohnt.
FLOP:
Sabang Beach ist eine richtige Taucherhochburg mit unzähligen Tauchbasen und kleinen u. größeren Hotels. Es gibt keine richtige Möglichkeit im Meer zu Baden od. zu Schnorcheln in Sabang Beach. Man (Frau) sollte auch akzeptieren können, daß es im Ort einige Discos mit vielen GoGo-Girls gibt.
Ein Reisebericht von Wilfried Zugar (Mudskipper)
Seit 2000 hat sich einiges im Resort geändert (Pool, renovierte Bungalows, Restaurant, etc....
Weitere Infos und Buchungsadresse: Wet Expedition Tauchreiseveranstalter für die Philippinen
Alle Bilder sind screenshots von Videoaufnahmen und durch anklicken zu vergrößern.
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